Wie kann ein energieintensiver Industriestandort klimaneutral werden, ohne an Wirtschaftlichkeit und Versorgungssicherheit einzubüßen? Für NKT Köln haben wir einen energetischen Masterplan entwickelt, der Abwärmenutzung, Elektrifizierung und erneuerbare Energien intelligent kombiniert. Das Ergebnis: ein innovativer Transformationspfad, der zeigt, wie CO2-Einsparung und industrielle Effizienz Hand in Hand gehen.
Die Produktionsstätte der NKT GmbH & Co. KG in Köln gehört zu den energieintensivsten Standorten des Unternehmens mit hohen Anforderungen an Wärme, Kälte und Prozess-energie. Am Standort werden AC- und DC-Hochspannungskabel gefertigt – essenzielle Komponenten für die Energiewende. Besonders die DC-Hochspannungskabel spielen eine Schlüsselrolle für die zukünftige Strominfrastruktur in Deutschland. Die Kabel von NKT werden unter anderem für die Realisierung der großen Stromkorridore SuedOstLink und SuedLink eingesetzt und verbinden die Stromproduktion durch erneuerbare Energien mit energieintensiven Regionen. Kurz gesagt: Ohne diese Kabel ist die Energiewende nicht realisierbar.
Herausforderung: CO2-Einsparung in der energieintensiven Industrie
Um den CO2-Ausstoß am Produktionsstandort bis zum Jahr 2030 zu senken und die Energieversorgung langfristig nachhaltiger zu gestalten, war die Entwicklung eines energetischen Masterplans erforderlich. Ziel war es, sämtliche Potenziale zur Abwärmenutzung, Elektrifizierung und Integration erneuerbarer Energien zu identifizieren und wirtschaftlich tragfähige Lösungen zu entwickeln. Dabei standen nicht nur reduzierte Emissionen, sondern auch die Sicherstellung einer zuverlässigen und wirtschaftlich effizienten Energieversorgung im Fokus.
Detaillierte Analyse als Basis für Effizienzsteigerung
Das interdisziplinäre Planungsteam von MorgenGrün führte eine detaillierte Analyse der Energieflüsse am Standort durch. Hierzu gehörten eine umfassende Bedarfsanalyse mit der Modellierung stündlicher Abwärmeprofile auf Basis des Produktionsprozesses, eine Bewertung regenerativer Energiequellen sowie eine Simulation verschiedener Szenarien für eine optimale Versorgungssicherheit. Die vorhandene Infrastruktur wurde auf ihre Effizienz hin überprüft, um Synergien zwischen den verschiedenen Energiequellen bestmöglich zu nutzen und ungenutzte Potenziale zu erschließen.
Innovative Maßnahmen für eine nachhaltige Energieversorgung
- • Abwärmenutzung: Drei Abwärme-Wärmepumpen auf unterschiedlichen Temperaturniveaus erschließen bislang ungenutzte Wärmequellen aus den industriellen Kühlkreisläufen und speichern diese Energie in einem zentralen industriellen -Warmwasserspeicher. Alleine die Nutzung dieser Abwärme senkt den Bedarf an fossilen Brennstoffen erheblich und erhöht die Gesamteffizienz der Energieversorgung.
• Elektrifizierung der Prozesswärme: Wärme aus dem thermischen Großspeicher wird zum einen genutzt, um Produktions- und Bürogebäude zu beheizen. Zum anderen nutzt eine weitere Booster-Wärmepumpe die Wärme aus dem Speicher, um Prozesswärme mit einer Temperatur von 85 Grad C bereitzustellen. Elektrokessel decken auftretende Wärmespitzenlasten ab.
• Photovoltaik-Integration: Die Installation von Photovoltaikanlagen auf den großen Dachflächen der Produktion könnte in einem zukünftigen zweiten Ausbau die elektrifizierte Wärmeversorgung ideal ergänzen, da der dafür benötigte Strom selbst erzeugt werden kann. Dies könnte zur nachhaltigen Stromversorgung des Standorts beitragen und den Bezug aus dem öffentlichen Netz reduzieren.
• Optimierung der Wärmeübergabe: Die Umstellung von gasbasierten Strahlungsheizungen in der Produktionshalle auf wasserbasierte Heizsysteme ermöglicht eine deutliche Reduzierung der erforderlichen Vorlauftemperaturen. Eine Analyse ergab zudem, dass das Bürogebäude bereits für den Niedertemperaturbetrieb geeignet ist. Dadurch steigt die Effizienz des Gesamtsystems – insbesondere der Wärmepumpen – spürbar.
• Intelligente Steuerung und Monitoring: Durch die Implementierung eines digitalen Energiemanagementsystems werden sämtliche Energieflüsse in Echtzeit überwachbar und prüfbar. Dies ermöglicht eine bedarfsgerechte Steuerung der Wärme- und Kälteversorgung sowie eine kontinuierliche Effizienzsteigerung.
Ergebnis: Ein deutlicher Schritt Richtung Klimaneutralität
Mit dem entwickelten Masterplan lässt sich der CO2-Ausstoß der Kölner Produktionsstätte drastisch reduzieren – und der Erdgasbezug vollständig ersetzen. Durch die konsequente Nutzung bestehender Energiequellen und eine gezielte -Elektrifizierung lassen sich nicht nur Betriebskosten erheblich senken, sondern auch die Versorgungssicherheit langfristig gewährleisten. Die Maßnahmen wurden in einer priorisierten Roadmap zusammengefasst und werden schrittweise umgesetzt, um eine nachhaltige Transformation des Standorts sicherzustellen.
Zukunftsperspektiven: Modell für eine nachhaltige Industrie
Der energetische Masterplan, den MorgenGrün vorgestellt hat, legt den Grundstein für eine vollständig klimaneutrale Produktion bei NKT Köln. Durch die geschickte Kombination aus Abwärmenutzung, Elektrifizierung und erneuerbaren Energien wird nicht nur die Umweltbelastung minimiert, sondern auch die Wettbewerbsfähigkeit des Unternehmens gestärkt. Das Konzept kann als Modell für weitere industrielle Standorte dienen und zeigt, wie innovative Technologien und intelligente Planung die Industrieproduktion fit für die Zukunft machen.
Fazit: Energieeffizienz als Wettbewerbsvorteil
Der energetische Masterplan für NKT Köln ist ein wegweisendes Beispiel für nachhaltige industrielle Energieversorgung. Er zeigt, wie strategische Planung und modernste Technologien Energieeffizienz und Dekarbonisierung erfolgreich im industriellen Maßstab umsetzen. Durch die gelungene Kombination aus Abwärmenutzung, Elektrifizierung und erneuerbaren Energien entsteht ein resilienter und wirtschaftlich tragfähiger Transformationspfad in Richtung Klimaneutralität.
Projektstart und Umsetzung
Seit März 2025 arbeiten ZWP und MorgenGrün gemeinsam an der konkreten Planung und Umsetzung des Konzepts. Eine zentrale Herausforderung besteht darin, die neue Wärmeversorgungsstruktur so in den laufenden Betrieb zu integrieren, dass die Produktion ohne Unterbrechung weitergeführt werden kann. Dabei stehen eine enge Abstimmung mit dem Betriebsteam sowie eine schrittweise Umsetzung im Fokus.
Steckbrief
- Auftraggeber
NKT GmbH & Co. KG, Köln - Zeitraum
2024 - Leistung MorgenGrün (vormals
ZWP Innovationsabteilung)
Energetischer Masterplan zur
Dekarbonisierung und Vorbereitung
einer anschließenden Planung und
Umsetzung durch die ZWP Ingenieur-AG - Brutto-Grundfläche (BGF)
ca. 40.000 m² - Eingesparte CO2- Emission
1.215 t/a