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Ersatzneubau Campus Deutz der TH Köln

Innovatives Energiekonzept und nachhaltige Modernisierung für eine klima­neutrale Hochschulinfrastruktur

Die Technische Hochschule (TH) Köln realisiert derzeit eines der größten Hochschulbauprojekte in Nordrhein-Westfalen: Am Campus Deutz ist der Ersatzneubau von bis zu acht Gebäuden geplant, um den in die Jahre gekommenen ­Bestand zu modernisieren und zukunftsfähig zu gestalten. Der Standort ist mit rund 10.000 Studierenden der größte der Hochschule. Die komplexe Herausforderung besteht darin, ­Abbruch und Neubau bis zur geplanten Fertigstellung 2043 bei laufendem Hochschulbetrieb zu realisieren.

Bereits zum Projektstart lag ein umfassender Masterplan samt Energiekonzept vor. Der ursprüngliche Entwurf sah eine zentrale Campusenergiezentrale vor, die mit Blockheizkraftwerken, Absorptionskältemaschinen und weiteren konventionellen Technologien sowohl Wärme als auch Kälte bereitstellen sollte. 

Innovative Wende im Campusenergieprojekt hin zu zukunftsfähiger Klimastrategie 

Doch gemeinsam mit dem Bau- und Liegenschaftsbetrieb NRW (BLB NRW) und auf Anregung der Niederlassung Innovation der ZWP Ingenieur-AG als Vorgängerin von MorgenGrün wurden die Systemtemperaturen (70/50 °C im Wärmenetz, 6/12 °C im Kältenetz) hinterfragt. Ziel war es, die Campusversorgung langfristig auf eine klimapolitisch tragfähige Grundlage zu stellen.

Weichenstellung für eine klimaneutrale Zukunft 

Vor dem Hintergrund der ambitionierten Klimaziele der Bundesregierung und der Notwendigkeit, fossile Energieträger zu ersetzen, entwickelte die ZWP Niederlassung Innovation (jetzt MorgenGrün) ein überarbeitetes, zukunftsweisendes Energiekonzept. 

Dieses basiert auf einer geothermischen Anlage mit Brunnenwassernutzung. Das Grundwasser dient als Wärmequelle und -senke, während eine hochmoderne Wärmepumpe sowie freie Kühlung zum Einsatz kommen. Ergänzend wird eine Kälte-Wärme-Kopplung zur Abdeckung von Dauerkältebedarfen, etwa für Rechenzentren, integriert.

Die prognostizierte Kohlendioxidreduktion ist ­beeindruckend: Das alternative Konzept verringert die Emissionen um rund 50 % gegenüber dem Bestand, was etwa 2.200 Tonnen CO2 pro Jahr entspricht. Diese bemerkenswerte Einsparung unterstreicht die Innovationskraft des Ansatzes.

Reaktion auf die Herausforderungen 

Die Gasversorgungskrise im Zuge des Angriffskriegs auf die Ukraine beschleunigte die konsequente Umstellung des Energiekonzepts auf eine vollständig regenerative Versorgung. Bereits zuvor hatten die klimapolitischen Herausforderungen und die ambitionierten Ziele der Bundesregierung zu einer wegweisenden Entscheidung für ein neues Energiekonzept geführt. Das ergiebige Grundwasservorkommen am Standort wird dabei nicht nur zur nachhaltigen Energiegewinnung genutzt, sondern auch zur dauerhaften Sicherung der Energieversorgung.

Die Entscheidung, die Netztemperaturen frühzeitig auf ein Low-Exergie-System umzustellen, erweist sich als strategisch richtungsweisend: Sie ermöglicht den Einsatz künftiger Technologien, die ohne fossile Brennstoffe auskommen. Damit sind die Gebäude bereits heute auf Klimaneutralität bis 2050 ausgelegt.

Nachhaltigkeit und Innovation in der Praxis 

Die Integration der Wärme-Kälte-Kopplung sorgt für eine hohe Energieeffizienz, da die Abwärme des Rechenzentrums gleichzeitig zur Wärmeerzeugung genutzt wird. Dies reduziert nicht nur die Betriebskosten, sondern steigert auch die energetische Autarkie des Campus. 

Zudem legt das Konzept den Fokus auf Flexibilität und Skalierbarkeit, um auch künftige Bedarfe und technologische Entwicklungen optimal integrieren zu können.

Ein Modellprojekt der Zukunft 

Der Ersatzneubau des Campus Deutz steht exemplarisch für die erfolgreiche Verbindung von Ingenieurskunst, Klimaschutz und Innovationsgeist. Mit der Entscheidung für eine nachhaltige Energieversorgung auf Basis erneuerbarer Energien leistet das Projekt einen wichtigen Beitrag, um die Klimaziele zu erreichen, und zeigt, wie eine moderne Hochschulinfrastruktur mit einer zukunftsfähigen Energieversorgung einhergehen kann. 

Die Zusammenarbeit zwischen Bauherr, Architektur- und Ingenieurteams demonstriert, wie innovative Lösungen nicht nur ökologisch und ökonomisch sinnvoll, sondern auch technisch realisierbar sind.

 

Bilder: © Atelier Loidl, Berlin

 

 

Steckbrief

  • Bauherr und Auftraggeber
    Bau- und Liegenschaftsbetrieb (BLB) NRW, Niederlassung Köln
  • Architekt
    Atelier Loidl, Berlin
  • Zeitraum MorgenGrün
    2018 bis 2025
  • Zeitraum ZWP
    2025 bis 2039
  • Leistung MorgenGrün
    Energiekonzept,
    Planung für Sanitärtechnik, Heizungstechnik, Kältetechnik, Raumlufttechnik, Elektrotechnik, Nachrichtentechnik, Gebäudeautomation, Wärme- und Kälteversorgungsanlagen in Außenanlagen
  • Leistung ZWP 
    Planung und Objektüberwachung für Sanitärtechnik, Heizungstechnik, Kältetechnik, Raumlufttechnik, Elektrotechnik, Nachrichtentechnik, Gebäudeautomation, Wärme- und Kälteversorgungsanlagen in Außenanlagen
  • Grundstücksgröße
    134.000 m²
  • Brutto-Grundfläche (BGF)
    176.365 m²
  • Eingesparte CO2-Emission 
    2.200 t CO2/a