Der Neubau der Grundschule St. Martin im schwäbischen Marktoberdorf ist ein Herzensprojekt der Stadt, das eine zukunftsorientierte Lernumgebung für rund 300 Schülerinnen und Schüler bieten wird (geplante Eröffnung September 2025). Die ZWP Ingenieur-AG übernahm in enger Zusammenarbeit mit der Niederlassung Innovation, heute MorgenGrün, die vollständige Planung und Umsetzung der technischen Gebäudeausstattung. Während die ZWP Ingenieur-AG ihr Fachwissen in der TGA einbrachte, unterstützte die Innovationsabteilung mit zukunftsorientierten Lösungen, die neue Maßstäbe in puncto Funktionalität und Energieeffizienz setzen.
Auf dem Gelände der alten Grundschule entsteht ein dreizügiges Schulgebäude mit integrierter Einfachsporthalle und Kinderhort. Ein architektonisches Highlight ist die prägnante Wabenstruktur des Gebäudes, die nicht nur ästhetisch überzeugt, sondern auch das pädagogische Konzept moderner Lernlandschaften unterstützt. Die Klassenräume sind in Clustern um einen zentralen ›Marktplatz‹ organisiert, was vielseitige Unterrichtsformen und flexible Raumkonzepte ermöglicht.
Technische Gebäudeausrüstung und Bauphysik auf höchstem Niveau
Die ZWP Ingenieur-AG verantwortet die komplette Planung und Umsetzung der technischen Gebäudeausrüstung und trägt damit entscheidend zur Funktionalität und Energieeffizienz des Neubaus bei. Das Team entwickelte maßgeschneiderte Lösungen für die komplexe Wabenstruktur und sorgte dafür, dass alle technischen Systeme optimal auf die Anforderungen modernen Lernens abgestimmt sind. Unterstützt wurde das Projekt von den Expertinnen und Experten der ZWP Niederlassung Innovation (heute MorgenGrün), die insbesondere im Bereich Bauphysik und Energiedesign maßgeblich zur Projektrealisierung beitrugen. Das Team der Bauphysik verantwortete baurechtliche Nachweise zur thermischen Bauphysik (Gebäudeenergiegesetz, GEG-Nachweis) sowie zur Bauakustik und unterstützte zudem bei der Beantragung der Bundesförderung für effiziente Gebäude (BEG).
Ein Schwerpunkt lag auf der Energieberatung zur Zukunftsfähigkeit eines Blockheizkraftwerks und der Prüfung alternativer Konzepte. Die Ingenieurinnen und Ingenieure erstellten eine fundierte Studie zur Integration einer Photovoltaikanlage inklusive der Prognose von Erträgen und der Evaluierung eines elektrischen Batteriespeichers.
Komplexe Anforderungen und innovative Lösungen
Die besondere Herausforderung bei diesem Projekt bestand darin, die architektonischen und pädagogischen Anforderungen mit den technischen und energetischen Zielsetzungen in Einklang zu bringen. Die Wabenstruktur des Gebäudes und das Konzept offener Lernlandschaften erforderten individuelle Lösungen für die technische Gebäudeausrüstung, insbesondere in den Bereichen Lüftung, Heizung und Akustik.
Ein besonderes Augenmerk lag dabei auf der Raumakustik, da eine gute Sprachverständlichkeit essenziell für den Lernerfolg der Schülerinnen und Schüler ist. Mündlicher Unterricht kann nur gelingen, wenn Kinder aufmerksam zuhören können. Daher muss das gesprochene Wort im Raum klar und mühelos verständlich sein.
Gute Akustik für besseres Lernen: Sprachverständlichkeit im Klassenzimmer
Sowohl Schülerinnen und Schüler als auch Lehrkräfte empfinden Lärm und starke Halligkeit als äußerst störend. Eine schlechte Sprachverständlichkeit erschwert den Kindern das Folgen des Unterrichts, was zu schneller Ermüdung, geringerer Leistungsfähigkeit und erhöhter Stressbelastung bei den Lehrkräften führt. Um eine gute Sprachverständlichkeit zu gewährleisten, sollte das Klassenzimmer über ausreichend Schallabsorptionsflächen verfügen, sodass die Nachhallzeit den Vorgaben der DIN 18041 »Hörsamkeit in Räumen« für Klassenräume entspricht.
Nachhaltige Energieversorgung: Abwägung zwischen BHKW und Photovoltaik
Darüber hinaus stellte die Abwägung zwischen einem Blockheizkraftwerk (BHKW) und einer Photovoltaikanlage eine strategische Entscheidung dar. Hierbei mussten nicht nur die Wirtschaftlichkeit, sondern auch die langfristige Nachhaltigkeit und Flexibilität des Energiekonzepts berücksichtigt werden. Die Einbeziehung der Anforderungen der Bundesförderung für effiziente Gebäude (BEG) brachte zusätzliche Komplexität in den Planungsprozess ein.
Ein Modellprojekt für nachhaltiges Bauen
Durch das enge Zusammenspiel von Architektur, Bauphysik und technischer Gebäudeausrüstung entsteht in Marktoberdorf ein Schulgebäude, das nicht nur pädagogisch und architektonisch überzeugt, sondern auch hohe energetische Standards erfüllt. Das Projekt zeigt, wie innovative Ingenieurleistungen maßgeblich dazu beitragen können, nachhaltige und zukunftsfähige Bildungsbauten zu realisieren.
Wir freuen uns, mit unserer Expertise einen entscheidenden Beitrag geleistet zu haben und sehen das Projekt als Inspiration für zukünftige Bildungsbauten.
Bilder: © 3DWAY architectural graphics
Steckbrief
- Bauherr und Auftraggeber
Stadt Marktoberdorf - Architekt
Hess/Talhof/Kusmierz – Architekten und Stadtplaner BDA, München
Zeitraum MorgenGrün
2020 bis 2024 - Leistung MorgenGrün
Thermische Bauphysik, Bauakustik, Raumakustik, BEG-Beratung (Vorbereitung, Antragstellung),
PV-Studie
Leistung ZWP
Planung und Objektüberwachung für Sanitärtechnik, Heizungstechnik, Kälteltechnik, Lüftungstechnik, Elektrotechnik, Nachrichtentechnik, Gebäudeautomation - Brutto-Grundfläche (BGF)
7.400 m²