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Städtebaulicher Gesamtplan Charité Campus Benjamin Franklin (CBF), Berlin-Steglitz

Ein Zukunftscampus mit System – Energiekonzept für den CBF

Auf dem Campus Benjamin Franklin der Berliner Charité, einem der vier Hauptstandorte des renommierten Krankenhauses, entsteht aktuell ein Klinik- und Forschungsneubau der Superlative. Rund 135.000 Quadratmeter Bruttogrundfläche soll der neue Gebäudekomplex westlich des denkmalgeschützten Hauptbaus künftig fassen – mit hochspezialisierten medizinischen Funktionsbereichen, modernen Lehrflächen und innovativen Forschungsinfastrukturen. Der Anspruch: maximale Leistungsfähigkeit bei gleichzeitiger Zukunftsorientierung in Energie, Betrieb und ­Versorgungssicherheit.

MorgenGrün war im Rahmen der städtebaulichen Gesamtplanung beauftragt, eine zukunftssichere, hochflexible Energieversorgung für den gesamten Campus zu konzipieren. Im Fokus stand die Frage, wie sich Kälte, Wärme und Strom mit möglichst geringen Umweltauswirkungen und maximaler Betriebbsicherheit bereitstellen lassen – und zwar jenseits klassischer Versorgungspfade. Die geplante Heizleistung liegt bei etwa 13 Megawatt, die Kälteleistung bei 14 Megawatt.

Technikbausteine aus Abwärme, Geothermie und Wasserinfrastruktur

Das Konzept kombiniert etablierte Systeme mit unkonventionellen Ressourcen: Abwärme aus einem geplanten Rechenzentrum sowie aus 
medizinischen Großgeräten wird als wertvolle Energiequelle erschlossen – etwa für die Versorgung über Wärmepumpensysteme. 
Ergänzend sollen Entwässerungsleitungen aus der Umgebung thermisch genutzt werden. Hieraus lassen sich bis zu drei Megawatt Heizleistung gewinnen – mit dem zusätzlichen Vorteil, im Sommer überschüssige Wärme über das gleiche System abführen zu können. Auch Geothermie wird intelligent eingebunden.

Systemflexibilität gewährt ­Versorgungssicherheit

Durch die Verbindung von Neubau und Bestand entsteht zusätzliche Redundanz – das erhöht die Sicherheit, verringert Risiken und erleichtert spätere Erweiterungen. Wärmepumpen decken dezentral den Trinkwarmwasserbedarf der Neubauten. Die Inte­gration von Photovoltaikanlagen (PV) auf Dächern und Fassaden ergänzt das Konzept durch lokal erzeugten Strom. 

Ergebnis: Der fossile Endenergieverbrauch für Heizung und Kühlung im Bestand kann um ca. 
50 Prozent gesenkt werden – die Abhängigkeit von Fernwärme wird deutlich reduziert. 
Unser Ziel ist es jedoch, dass der Campus bis 2045 vollständig CO2-frei versorgt wird. 
Das vorgestellte Konzept ist daher nicht als abschließend zu betrachten, sondern als wesentlicher Zwischenschritt auf diesem Weg. 

Komplexe Rahmenbedingungen – klare Struktur 

Die Herausforderung bei einem Projekt dieser Dimension liegt nicht allein in der Größe, sondern in der Komplexität. Unterschiedlichste Nutzerbedarfe, hohe hygienische Anforderungen und ein sensibler Gebäudebestand erfordern Lösungen, die technisch präzise, regulatorisch belastbar und wirtschaftlich tragfähig sind. MorgenGrün analysierte dafür zahlreiche Varianten hinsichtlich ökologischer Wirkung, Versorgungssicherheit und Betriebskosten – faktenbasiert, simulationsgestützt und mit Blick auf Realisierbarkeit im laufenden Betrieb.

Ein Campus mit Wirkung 

Mit der Planung des neuen Energie- und Versorgungskonzepts entsteht in Berlin-Steglitz ein richtungsweisender Gesundheitscampus, der zeigt, wie sich medizinische Spitzenversorgung und ökologische Verantwortung in Einklang bringen lassen. Das Projekt demonstriert exemplarisch, wie sich systematische Nachhaltigkeit in großen Infrastrukturen konkret und messbar umsetzen lässt.

Bilder: © Gmür | Schifferli

Steckbrief

Bauherr
Charité – Universitätsmedizin Berlin, Berlin

Auftraggeber
Bietergemeinschaft Gmür Schifferli c/o Silvia Gmür Reto Gmür Architekten, Basel

Architekten
Silvia Gmür Reto Gmür Architekten, Basel

Zeitraum
2022 bis 2024

Leistung
Entwicklung eines Infrastrukturkonzepts im Rahmen der städtebaulichen Gesamtentwicklungsplanung

Brutto-Grundfläche (BGF)
Bestand: 207.000 m²
Neubau: 135.000 m²

Eingesparte CO2-Emission
1.850 t CO2/a